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Midlife

Midlife

49. Dialog mit dem schlauen Bergschaf-Bock

Der Bock und ich sitzen nebeneinander auf einem Felsen am Meer und lauschen der Brandung. Es ist Winter. Die Luft streicht mit milden 10 °C über unsere Nasen und wenn die Sonne hinter den tiefhängenden, grauen Wolken hervorkommt, erwärmen die Strahlen unsere Gesichter und machen Lust auf Frühling.

Ich: Weißt du lieber Bock ... so in der Mitte des Lebens springt etwas im Gehirn um und man denkt nicht mehr nur nach vorne, in eine Zukunft in der alles offen und möglich erscheint, sondern auch zurück in die Vergangenheit. Was hat man schon gemacht, erledigt, erlebt – was noch nicht – was will man eigentlich noch machen, erledigen, erleben? Und was nicht?

Bock (irritiert, belustigt): Machst du jetzt dann doch noch deine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin?

Ich (lachend): Nein, das überlasse ich doch lieber anderen, die das besser können. Ich bleib schon bei meinen Bereichen. Aber ich finde es lustig, dass es sie doch gibt – diese Midlife-Crisis! Plötzlich checkt man, dass man nicht unsterblich ist und das eigene Leben endlich. Man wird heikler im Umgang mit den eigenen Ressourcen. Mit wem verbringe ich Zeit womit und wofür. So geht es jedenfalls mir. Auch wenn man vorher Bescheid weiß, irgendwann ereilt es einen in voller Erlebnistiefe. Erst dann begreift man es.

Bock (bestärkend): Ich würde das nicht als Crisis, sondern als Chance bezeichnen! Oder besser: als Crichance.

 

Wie es bei mir ganz gut funktioniert und was ich selbst beitragen kann:

Umorientieren, wo nötig. Positives noch stärker forcieren und darauf fokussieren, was einem wirklich wichtig ist. Gewohnheiten ändern.

 

Was zu tun ist:

Die Krisen der Zeit als Chance zur Umorientierung begreifen: weg von negativen Entwicklungen und hin zu positiven Entwicklungen.

 

Weiterführende Links:
 

Hartmut Rosa, 2021: Unverfügbarkeit. Residenz

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das zentrale Bestreben der Moderne gilt der Vergrößerung der eigenen Reichweite, des Zugriffs auf die Welt: Diese verfügbare Welt ist jedoch, so Hartmut Rosas brisante These, eine verstummte, mit ihr gibt es keinen Dialog mehr. Gegen diese fortschreitende Entfremdung zwischen Mensch und Welt setzt Rosa die „Resonanz“, als klingende, unberechenbare Beziehung mit einer nicht-verfügbaren Welt. Zur Resonanz kommt es, wenn wir uns auf Fremdes, Irritierendes einlassen, auf all das, was sich außerhalb unserer kontrollierenden Reichweite befindet. Das Ergebnis dieses Prozesses lässt sich nicht vorhersagen oder planen, daher eignet dem Ereignis der Resonanz immer auch ein Moment der Unverfügbarkeit.